Quartier ist eine Web-Anwendung, die durch ein Reallabor erweitert wird, um die Partizipation der Bürger*innen in der zukünftigen Stadtgestaltung zu fördern.

Die letzten 25 Jahre sind geprägt vom Megatrend Digitalisierung. Dieser hat sich in den verschiedensten Bereichen ausgebreitet und entwickelt sich stetig weiter. In zahlreichen Bereichen der Gesellschaft werden die Potenziale digitaler Entwicklung noch nicht voll ausgeschöpft. Dies betrifft unter anderem Verwaltungsabläufe von Bund und Ländern sowie auf der Kommunalebene.  Beim Blick auf den Markt von E-Democracy Produkten in Deutschland stellt man fest, dass es hier nur sehr wenige Angebote gibt. Dadurch entsteht ein Bereich, welcher große Potenziale bietet, neue Möglichkeiten auszuschöpfen und für eine positive sowie nachhaltige Veränderung zu sorgen.

Das Ziel des Projekts bestand nicht nur darin, eine Lösung für das vorgegebene Problem zu entwerfen, sondern auch die Mechanismen einer Branche zu verstehen, in der wir keinerlei Erfahrung oder Kenntnisse hatten.

Ich habe an dieser Arbeit in einem interdisziplinären Team von vier Studenten gearbeitet: Anna Biesinger, Luca Howald, Paul Hermann und mir.

  • Research
    Desk Research
    Interviews

  • Brand Strategie
    BMC and VPC
    Value Exchange Maps
    User Journeys
    Personas

  • Branding
    Ideation Workshop
    Brand Workshop
    Prototyping
    User Testings

Stakeholder-Forschung

Die Recherche für dieses Projekt war ein intensiver Prozess. Unser erster Schritt bestand darin, Fachleute aus verschiedenen Interessengruppen der Branche zu sichten und mit ihnen zu sprechen. Am Ende hatten wir ein Team aus Architekten, Bauingenieuren, Soziologen, freiberuflichen Stadtplanern und Mitarbeitern verschiedener städtischer Abteilungen. Wir organisierten Interviews, um ihre Arbeitsabläufe und die Probleme zu verstehen, mit denen sie bei der Arbeit an öffentlichen Bauprojekten konfrontiert sind.

Ziel war es, ein Problem zu finden, das a) lösungswürdig und b) mit unseren Fähigkeiten realistisch lösbar war. Viele der von uns gefundenen Problembereiche waren viel zu komplex, um sie mit einem Verbraucherprodukt zu lösen.

Zusätzlich zu den Interviews haben wir eine SWOT-Analyse sowie eine Markt- und Trendanalyse durchgeführt. Die Projekte VPC und BMC sowie weitere Informationen über den Forschungsprozess finden Sie in der Dokumentation am Ende dieser Seite.

Das Problem definieren

Nachdem wir mit unserem erweiterten Team von Branchenexperten gesprochen hatten, arbeiteten wir drei Produktideen aus. Wir haben sie durch den BMC laufen lassen und festgestellt, dass nur eine davon wirtschaftlich tragfähig ist. Die Lösung, die wir vorschlagen, ist eine webbasierte kommunale Plattform, die partizipative Prozesse in Städten jeder Größe unterstützt:

„Eine starke städtische Gemeinschaft ist ein Schlüsselfaktor für eine gesunde und nachhaltige Stadtgestaltung der Zukunft. Quartier hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Potenzial von E-Partizipation für die Stadtentwicklung nutzbar zu machen. Die Produkte greifen frühzeitig in die Planungsprozesse von Städten ein und ermöglichen einen kollaborativen Planungsprozess zwischen Bürgerinnen und Bürgern und der kommunalen Verwaltung.“

Quartier Pro – Informieren und Transparenz schaffen

Quartier Pro ist das Einstiegsprodukt in Form einer Web-Anwendung für Bürger*innen und einer Desktop-Anwendung für Stadtplaner*innen. Städtische Bauunternehmungen werden für Bürger*innen einsehbar gemacht und die Grundlage für partizipatorische Prozesse gelegt.

Die Anwendung stellt die Informationsvermittlung in den Mittelpunkt und regt Kommunikation zwischen Bürger*innen und Stadtplaner*innen an. Idee und Ziel ist es, die Blackbox der planerischen Tätigkeiten einer Stadt zu öffnen und alle Aktivitäten öffentlich zugänglich zu machen. Diese strukturelle Änderung in der Informationspolitik von Städten wirkt nachhaltig partizipationsschaffend und bildet die Grundlage für alle nachfolgenden partizipatorischen Aktionen.

Konkret angewandt wird diese Plattform im Rahmen bestehender partizipatorischer Workshops oder Informationsveranstaltungen wie Bürgerversammlungen oder Gemeinderatssitzungen. Das digitale Wesen der Anwendung erweitert die klassischen Methoden der Bürgerinformation in den digitalen Raum hinein und eröffnet Potenziale für bspw. besonders beschäftigte oder eingeschränkte Bürgergruppen. Anzumerken ist, dass die Plattform den bestehenden, persönlichen Diskurs vor Ort nicht ersetzen, sondern unterstützen soll.

Quartier Pro Modulate – Mit eigenem Entwurf das Experiment wagen

Quartier Pro Modulate erweitert die bestehende Lösung um Funktionen mit denen die Bürger*innen selbst aktiv, und die Plattform zum Mittelpunkt partizipatorischer Workshops wird: Mithilfe eines Editors können Bürger*innen die bestehenden Entwürfe der Architekt*innen und Stadtplaner*innen modifizieren. Bürger*innen können in den Entwurf eintauchen und Layout sowie Objekte verändern und gestalten. Dabei werden den Nutzer*innen Objekte bereitgestellt, die von Architekt*innen bereits verwendet und freigegeben wurden. Das Ziel hierbei ist, durch Interaktivität den Entwurf erlebbar und verständlich zu machen.

Einer der wichtigsten Ansätze, die wir in dieser Produkterweiterung verfolgen, ist der des bedingten Entwerfens. Das Wesen stadtplanerischer Arbeit kann aufwändig und komplex sein und dem Dialog zwischen Bürger*innen und Expert*innen im Wege stehen. 

Die Nutzer*innen sollen beim Modifizieren eines Entwurfs die Bedingungen und Kompromisse der Architekt*innen kennen und verstehen lernen. Eine Mindestanzahl von Bäumen oder eine Mindestfläche unversiegelter Bodenfläche vermitteln den Nutzer*innen die Gegebenheiten des Projektes. Unser System öffnet sich zu einem Platz des gemeinsamen Entwurfs und ebnet das Spielfeld für kreative Ideen. Funktionen zur Bewertung und Favorisierung von Entwürfen geben der Plattform eine soziale Komponente und erleichtert die quantitative Auswertung der Entwürfe.

Roadmap und Business Strategie

Nachdem wir unsere Lösung entworfen hatten, entwarfen wir eine Roadmap, um die Software in einem kontinuierlichen Prozess realistisch zu entwickeln. Die Idee ist, Teile der Software frühzeitig auszuliefern, um den Umsatz kontinuierlich zu steigern. Auf diese Weise erhalten wir auch Feedback und können sicherstellen, dass wir unsere Annahmen und unser Produkt entsprechend anpassen.